Das 16. Füsilier Bataillon in Kahla

April 1945, nachdem die Gefechtseinheiten über die Saale weiter Richtung Osten zogen, wird in Kahla ein M.G. (Military Government), eine Militärregierung eingerichtet. Aufgabe dieser Stelle ist es, dass tägliche Leben wieder in die Normalität zurück zu führen, diesen Neubeginn regelte ein umfangreiches Reglement, da der Krieg immer noch nicht vorbei war. Kahla wird nun zu einem wichtigen Knotenpunkt für Nachschub und Brennstofflager. Von hoher Dringlichkeit war vor allem die Klärung der prekären Situation der tausenden von ehemaligen Zwangsarbeitern. Die meisten von ihnen kamen von dem sich aufgelösten Evakuierungsmarsch, der in den letzten Kriegstagen von Kahla in Richtung Bayern ging, zurück in ihre Lager. Jede Nation der Zwangsarbeiter bekam einen für sie zuständigen Bearbeiter im Kahlaer M.G. Für den vor allem die andauernden, zum Teil eskalierenden Plünderungen und der schlechte Gesundheits- und Ernährungszustand der Menschen ein großes Problem darstellte.

Mit den U.S. Einheiten, trifft am 23. April 1945 auch ein belgisches Bataillon in Kahla ein.  Es ist das 16. Füsilier Bataillon, eins von mehr als 60 Bataillonen, die von der belgischen Regierung aufgestellt und dem alliierten Oberkommando ab Januar 1945 unterstellt wurden. Hier handelte es sich ausschließlich um leichte Infanterie die mobil und somit für Wachaufgaben vorgesehen waren. Die meisten der 60 Einheiten blieben in Belgien und wurden hier mit Aufgaben betraut. Nur einige von ihnen gingen mit den Alliierten mit.

Das 16. Füsilier Bataillon wurde am 18. Januar 1945 im belgischen Bonsecours aufgestellt. Ihm gehörten 800 Soldaten an, die hauptsächlich aus der Region Namur, Charleroi, Ardennen und Brüssel kamen und ehemals dem Wiederstand angehörten. Deshalb ist die Einheit auch als „NACHAR“ bekannt, was als Kürzel für Namur/Charleroi steht.  Major Bolle führt die Einheit an, die nach einer sieben wöchigen Ausbildung, am 12. März nach Deutschland geschickt wird, wo sie verschiedene amerikanische Einheiten in ihrem Kampf unterstützt. Bereits einen Tag später, am 31. März überquert das 16. Füsilier Bataillon mit U.S. Einheiten den Rhein bei Linz. Sie wird nachfolgend vom 8. U.S. Tank Destroyer Group übernommen. Zu ihren Aufgaben gehört die Säuberung von möglichen feindlichen Kräften in den ausgedehnten Wäldern der Region sowie dem Auffinden und Bergen zurück gelassener Munition.

Bereits am 11. April ist das Bataillon in der Region Hallenberg-Berleburg, wo es weitere Sicherheitsaufgaben übertragen bekommt.

Ab dem 20. April zieht das Bataillon über das hessische Korbach nach Thüringen und richtet in Magdala seinen Befehlsstand ein der später nach Blankenhain verlegt wird. Ihr Auftrag: Gewährung der Sicherheit der alliierten Truppen und Sicherung von deren Nachschub.  Die Einheit bleibt hier bis zum Kriegsende stationiert, wobei ihre einzelnen Kompanien sehr zerstreut operieren. Dazu zählen die Regionen von Werningsleben über Crawinkel, Ilmenau, Rudolstadt, Saalfeld und Kahla/Rothenstein, wo von ihnen die Anlagen „REIMAHG“ und „Albit“ bewacht wurden. Aussagen deutscher Zeitzeugen zufolge, agierten die Belgier sehr hart gegenüber der Bevölkerung, was sicherlich aus der Herkunft, dem Widerstand, der Soldaten resultierte.

Ende Juni verlässt das Bataillon, das zu dieser Zeit bereits in Kaltennordheim stationiert ist, endgültig Thüringen, das von der Roten Armee übernommen wird. Anfang Juli im bayerischen Franken angekommen wird es 5 Monate später, am 31. Dezember 1945 im Feldlager Beverlo, bei Leopoldsburg, Belgien aufgelöst.  Während seines Einsatzes hatte das Bataillon vier Tote und 19 Schwerverletzte zu beklagen.

Bei unseren Recherchen zu dieser Einheit nahmen wir auch mehrfach an den jährlichen Treffen der Veteranen teil wobei eine bis heute anhaltende enge Freundschaft mit ihnen und ihren Familien entstand. Auf unser Engagement hin kamen sie 2002 erstmals nach 60 Jahren wieder nach Kahla zurück und kamen dann jährlich zu den Gedenkfeierlichkeit, zu den sie immer ihre Bataillons Fahne mitbrachten.

Die Fahne der Einheit ist heute im Besitz unseres Vereins.

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